Unter Instructional Design (kurz ID, seltener deut. Instruktionsdesign) versteht man die systematische Planung, Konzeption und Evaluierung von Lern- und Lehrumgebungen.
Bevor wir allerdings weiter machen, müssen wir uns mit dem Begriff “Lernen” an sich beschäftigen. Lernen wird fälschlicherweise zu sehr im akademischen bzw. schulischen Kontext angesiedelt. Hiervon sollten wir uns jedoch entkoppeln. Denn Lernen im weiteren (psychologischen) Sinne bedeutet den zielgerichteten oder beiläufigen Erwerb von Kenntnissen oder Fertigkeiten. Die psychologische Definition ist weder ort- noch personengebunden, was wiederum bedeutet, dass Lernprozesse lebenslang allen Menschen auch ohne institutionellen Bezug zugänglich sind.
Nun zurück zum Instructional Design. Das moderne ID basiert auf empirischer Forschung und ist eng mit dem Einsatz digitaler Informations- und Kommunikationsmittel verbunden. Im Gegensatz zu der klassischen akademischen Konnotation, beschäftigt sich das ID mit jedem systematischen „Arrangement von Umgebungsbedingungen, auch unter Einsatz verschiedenster Medien, das geeignet ist Kompetenzen zu fördern.“ (vgl. Wikipedia) Leider stehen bisher nur die kognitiven Aspekte im Vordergrund, motivationale und emotionale Aspekte der Wissensvermittlung und -aneignung wurden bisher wenig beachtet.
Die erste systematische Beschäftigung mit Trainingskonzepten begann in den USA im zweiten Weltkrieg. Damals musste die US Air Force innerhalb kurzer Zeit sehr viele Rekruten ausbilden. Schnell wurde klar, dass es ohne systematischen und geregelten Ansatz nicht gelingen wird. So entstanden die ersten Forschungszentren zum Thema Instructional Design. Das würde man wohl heute im Business-Slang „skalieren“ nennen
In den 50er-Jahren wurde dieser Forschungsgegenstand von einem der bedeutendsten Behavioristen B. F. Skinner aufgegriffen und intensiv erforscht. Seine Hauptidee hat er in seinem berühmten Aufsatz „The science of learning and the art of teaching” zusammengefasst.
Die 60er Jahre wurden geprägt von Robert Gagne und seiner Arbeit Die Bedingung des menschlichen Lernens, welche zur Grundlage des modernen IDs geworden sind.
Der nächste bedeutende Entwicklungsschritt kam – wie nicht schwer zu erraten – Ende 90er-Jahre mit der Verbreitung des Internets. Das ist die Zeit, in der nicht nur die Begriffe „E-Learning“ and „Gamification“ geprägt wurden, sondern auch die Anzahl und die Qualität der medialen Begleitung des ID-Konzeptes massiv ausgebaut wurde. So hielt ein recht theoretischer Ansatz Einzug in die angewandte Welt von Firmen, Schulungseinrichtungen und jedem einzelnen, der Zugang zum Internet und einem Lernplattform hat.
Es gibt eine Vielzahl agiler Modelle, die in den letzte 10 – 20 Jahren mit dem Boom agiler Methoden im Allgemeinen entstanden sind. Diese unterscheiden sich von den früheren Ansätzen darin, dass sie statt eines Wasserfallaufbaus einen zyklischen Prozess vorsehen. Zu den verbreitetsten Modelle gehören:
LLAMA (Lot Like Agile Methods Approach) stellt weniger die Konzeption und Erstellung der Lerninhalte in den Mittelpunkt, sondern regelt die Prozesse und gibt dem Projektmanagement einen Rahmen. Wie in allen agilen Methoden, stehen hier kurze Bearbeitungssequenzen, viele Iterationen und kurze Feedback-Schleifen im Vordergrund.
SAM (Successive Approximation Model) basiert auf dem ADDIE-Modell und versucht, dieselben Prozesse in einer zyklischen, iterativen Weise neu zu gestalten. Der Schwerpunkt liegt dabei bei Wiederholung, Zusammenarbeit und Effizienz, um die häufigsten Probleme von Schulungsteams zu überwinden.
– Bedarfsanalyse: Welches Wissen muss transportiert werden? Welche Informationen fehlen auf der Seite der Rezipienten? Welche Informationen und welches Wissen müssen gesichert oder digitalisiert werden?
– Festlegung der Zielgruppe: An wen richten sich die ID-Maßnahmen – Mitarbeiter, wechselnde Unternehmenspartner, B2B-Kunden, die über neue Produkte aufgeklärt werden, ein Mix aus mehreren Zielgruppen?
– Festlegung des konzeptionellen Rahmens: Welche Content-Formen eignen sich und müssen erstellt werden? Welche technische Grundlage steht bereits zur Verfügung? Müssen weitere Tools eingekauft werden? Wie wird das Corporate Branding umgesetzt?
– Zielsetzung: Der wohl wichtigste Punkt, der vor jedem Projekt geklärt werden muss. Bei ID-Projekten muss de Zielsetzung auf zwei Ebenen passieren – die Projektziele (Ablauf, zeitliche Planung) und die Trainingsziele, die mit den erstellten Kursen erreicht werden müssen.
– Ausarbeitung eines Instruktionsdesigns: Der zu vermittelnde Inhalt wird – meist in Zusammenarbeit mit Fachexperten – in kleinere Sequenzen nach dem Motto „must have“ und „nice to have“ gegliedert. Es lohnt sich für jede dieser Sequenzen das geeignete Medium festzulegen z. B. ein Video, eine textbasierte Form, ein Spiel oder ein Mix aus mehreren Formaten. Ebenfalls werden in diesem Schritt die didaktischen aktivierenden Elemente durchdacht.
– Anfertigung eines Storyboards: Das ist der Schritt, in dem die ersten losen Ideen zusammenkommen. Das Storyboard ist besonders wichtig bei video-basierten Inhalten, ist aber vor allem bei komplexen Kursen oder Trainings von Vorteil. Ein Storyboard ist ein Dokument, mit dem Sie Ihre Inhalte visuell organisieren und ein komplexes Thema ganzheitlich präsentieren und überprüfen können.
– Prototypenentwicklung: Ein funktionierender Prototyp erleichtert die spätere Umsetzung ungemein. Mit einem Prototypen lassen sich Design-Anforderungen umsetzen, To-Dos definieren und Abgaben durchführen. Ganz wichtig dabei: Ein Prototyp enthält nur einen Bruchteil der Inhalte und Funktionen des finalen Trainings und muss somit schnell umgesetzt werden können. Identifizieren Sie vier bis fünf Content-Typen und entwickeln Sie diese anhand der entwickelten Konzeption und der Branding-Richtlinien.
– Umsetzung des Trainings: Das ist der Schritt, in dem alle Inhalte inhaltlich finalisiert und medial umgesetzt werden. Abhängig von den Schritten davor kann diese Sequenz sehr unterschiedlich lang ausfallen. Wenn man jedoch in den Produktionsschritten davor nicht gespart hat, gestaltet sich die Umsetzung viel einfacher.
– Evaluation des Lernerfolgs: Hier ist nicht nur die tatsächliche Wissensvermittlung wichtig, sondern auch die Rückmeldung zu den eingesetzten Medien und dem fachlichen Inhalt.
– Evaluation des Projektes: Wie ist das ID-Projekt gelaufen? Gab es Schwierigkeiten, die eventuell durch weitere Zwischenschritte eliminiert werden können? Gibt es Möglichkeiten, das Projekt weniger komplex zu machen?
– Evaluation des Impacts: Wurden die übergreifende (betrieblichen) Ziele des Wissensvermittlung erreicht?
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